Was wird aus uns?

Was wird aus uns?



привіт!

Sorry, es muss jetzt sein, ich melde mich schon wieder bei dir. Es beschäftigt mich sehr, die Bilder, das enorme Leid, all die unschuldigen Wesen. Ich möchte ganz laut herausschreiben in der Hoffnung, dass mich irgend jemand hört in der dunklen Welt da draussen.

Jeden Tag stelle ich mir vor (zum Beispiel beim Zähneputzen), wie krass es jetzt ist in der Ukraine zu sein. Es ist so wahnsinnig realistisch, extrem nah und es berührt mich ungemein. Ich stelle mir das als erstes aus der Sicht eines Menschen vor. Dabei rückt alles andere zuert mal in den Hintergrund. Aber was ist mit all den Tieren und der riesigen Natur in der Urkaine?
Ich habe gelesen, dass sie in einem Zoo Nahe Kiev kein Essen, keine Medikamente und keinen Strom für die Zootiere mehr haben und sie jetzt verhungern, oder erfrieren müssen. Ganz davon abzusehen mit einem Tiger oder Elefangen gar flüchten zu wollen. Die Pflegenden haben nicht mal die Mittel die Tiere einzuschläfern. Wie schlimm ist dass denn!
Ich schäme mich als Mensch und nenn es jetzt einfach mal beim Namen; wir kümmern uns einen Dreck darum.

Die eindrücklichen Worte von Gutes Karma to go sind bei mir soeben eingefahren und ich möchte einfach nur losheulen, weil es so wahr ist und ich so extrem gut nachfühlen kann. Nachfühlen wie es ist für etwas einzustehen, obwohl der Kampf bereits verloren ist. Und ich kann irgendwie nicht anders, ich muss den Menschen und vorallem den Tieren nachfühlen, wie sich in einem Kriegsgebiet anfühlt, mit der Dauerangst irgendwie zu überleben. Ohne Strom, ohne Essen, ohne Wasser, ohne Wärme, ohne Liebe. Nur noch elendes Leid und sinnloses Blutvergiessen.

Uns hier geht es so verdammt gut. Wir haben wirklich alles und müssen nun endlich die Finger aus dem Arsch nehmen. Wir haben die Möglichkeiten und machen einfach nichts. Erklär das mal den Ukrainern, denn sie haben im Moment keine Möglichkeiten mehr.

Worte können unglaublich stark sein und ich will sie heute und jetzt gleich unten auf dich einwirken lassen
Gabriela


Es gibt ein interessantes Verhaltensmuster der Wahrnehmung, das mich seit langem beschäftigt.
Als damals in Syrien der schreckliche Krieg tobte und die Flüchtlinge mit Haustieren in den Fokus gerieten, war die Spendenbereitschaft groß und es konnte vielen Tieren geholfen werden.
Niemand hatte sich jemals vorher und auch nicht nachher für das große Leid der Straßentiere in Syrien interessiert, die dort bereits vorher elend verhungerten, wo Misshandlungen an der Tagesordnung sind, wo bevorzugt Rassetiere angeschafft und wieder ausgesetzt werden, sobald sie nicht mehr als niedliches Spielzeug taugen. Wo das Elend der Tiere auf den Straßen kaum zu ertragen ist, genau wie in vielen anderen Ländern. Nur dass es heute kaum noch jemanden interessiert. Unsere Wahrnehmung ist sehr kurzlebig.
Nun ist der schreckliche Krieg in der Ukraine vor unserer Haustüre und erneut ermöglicht eine berührende Welle der Hilfsbereitschaft viele Rettungen und einen sicheren Hafen für heimatlose Vierbeiner.
Warum unterscheiden die Menschen in ihrem Bedürfnis zu helfen zwischen Hunden oder Katzen, die bis vor kurzem Haustiere waren und ignorieren Hunden oder Katzen, die bereits länger das Pech haben, auf der Straße zu hungern, ohne jede Zuflucht, ohne medizinische Versorgung die der Grausamkeit der Bevölkerung schutzlos ausgesetzt sind? Die sich oftmals schwer verletzt, verstümmelt, blind und traumatisiert bis zu ihrem Tod quälen?
Ginge es nach Bedürftigkeit und nach Grausamkeit, dann findet wohl zahlenmäßig jeden Tag ein schrecklicher Krieg für die heimatlosen Hunde und Katzen auf Europas Straßen statt.
Ohne Berichterstattung, ohne berührende Bilder und Spendenaufrufe in den internationalen Medien.
Es ist mein Krieg, den ich jeden Tag erneut kämpfe. Mit mir tun das unzählige Tierschützer, selbst in unserem reichen Land, auch mitten in Friedenszeiten.

Was wird aus uns?
Eine berechtigte Frage für alle Straßentiere, die bisher an Futterstellen und in Sheltern notdürftig von Spenden versorgt werden. Und nicht nur für sie, auch für alle Tiere, die auf Gnadenhöfen, in Sheltern, auf Pflegestellen Unterschlupf fanden.
Auch für alle Haustiere, deren Besitzer sich bald ihre Versorgung nicht mehr leisten können, die dann abgegeben werden müssen…
Was wird aus uns, wenn die Spender bald immer weniger Geld zur Verfügung haben, das sie uns schenken können?
Was wird aus uns, wenn nun die Preise für Transportkosten, Tierarztkosten, Medikamente, Kastrationen, Energie, Futter…
für einfach alles, explodieren und zeitgleich weniger Spenden eingehen?
Ich fürchte, ich kenne die Antwort auf diese Fragen.
Ganz gleich, wie die derzeitige Kriegssituation ausgehen wird….
…wie jeder, hoffe ich auf Frieden, auf ein Ende des Leids…
aber meine Schlacht für die Straßentiere in Europa scheint bereits verloren, wenn nicht noch ein Wunder geschieht.
Das liegt bei weitem nicht nur am Krieg. Wer die wirtschaftlichen Vorzeichen und die Auswirkungen der derzeitigen Politik deuten kann, der wird mir leider zustimmen.

Wenn selbst in Friedenszeiten und bei relativ guten finanziellen Rahmenbedingungen kaum Geld und keine Aufmerksamkeit für die Ärmsten der Armen auf Europas Straßen möglich war, wie wird dann jetzt ihre Zukunft aussehen…?

Was wird aus uns?
Ich hoffe, ihr werdet nicht ganz vergessen ♥

Frieden für Pfoten – Peace 4 Paws

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