Nicht alle, welche wandern, sind verloren ♥

Nicht alle, welche wandern, sind verloren ♥


привіт!

Ruhe und Entspannung gönnen wir uns für ein paar Tage.
Und endlich nehme ich mir mal wieder etwas Zeit, um dir zu schreiben. Ich habe es schon fast etwas vermisst ♥

Beim Schreiben geht es mir einerseits darum, an dich zu denken und einfach loszuschreiben und andererseits ist es ein verarbeiten von Informationen welche ich versuche in Worte zu fassen. Für mich ist grundsätzlich eigentlich alles klar und ich habe den Durchblick gefunden. Aber da ich nicht alleine auf diesem Planet hause, ist es manchmal wichtig auch nach aussen zu agieren und es tut gut, sich ab und wann mitzuteilen.

Es war bis jetzt ein sehr strenges aber auch sehr aufregendes Jahr, das 2022.
Fast am Ende des 9ten Monat, mal ein wenig durchschnaufen in den Bergen. In einem wunderschönen, einfachen, ehemaligen Kloster (Bild unten) in der Nähe des Silvaplana See, da bei den Steinböcken auf den hohen Hügeln (wir sind daran vorbeigefahren und dieses Türkis ist der pure Wahnsinn, Bild im Header).

Nun gerade etwas verspätet angekommen und den Sonnenuntergang auf der Terrasse vor dem Haus genossen, in die Höhe geblickt und die letzen Sonnenstrahlen ein Stückchen näher am Himmel aufgenommen.
Genau das hab ich jetzt gebraucht. Vielen Dank Dania und Martin, das wir hier ein paar Tage sein dürfen.
Einfach grossartig und mega schön ♥

Es ist der Tag der Ankunft und deshalb verspätet, da wir im Vorfeld immer so viel erledigen müssen und alles selber mitnehmen wollen oder besser gesagt zwangsläufig halt müssen. Das alles kostet etwas Zeit und wir schätzen das jedesmal falsch ein. Ich bin froh, dass wir keinen zeitlichen Druck haben und wir alles flexibel handhaben können.
Und, wichtig für uns, wir wollen unbedingt bei Tag ankommen, damit wir den Rhythmus von hier annehmen können. Nicht das wir unsere Schlafgewohnheiten irgendwie ändern würden wollen, aber wir sind zum ersten mal hier und bei Tageslicht sieht man doch etwas was mehr, da es nicht so dunkel und anstrengend zu finden ist ♥

Nun, alles selber mitnehmen, heisst halt auch, dass wir hier für unsere ‚extremen’ Essgewohnheiten nichts vorfinden werden. Ist ja auf dem Land, bzw. in den Bergen. Da ist alles noch ein bisschen anders als in der Stadt. Obwohl wir nicht so oft weg fahren, sind wir uns dessen bewusst und wir lassen uns nicht gerne auf eine Art Russisch Roulet ein. Klar, gleich nebenan hat es einen Biohof, mit Kühen, Hühner und vorhin hab ich ein Schwein grunzen gehört. Das bedeutet halt auch, nur tierische Produkte hier. Der nächste Volg, (welcher bekanntlich auch nicht viel veganes anbietet) ist 5km entfernt und sogar beim Brot muss man aufpassen, weil sie oft auch Butter, Buttermilch oder Milch verwenden, es nicht deklarieren und man sich auf ewige Diskussionen einlässt und schlussendlich alles nicht Tierleidfrei ist.

Darum bleibt uns halt auch nicht viel anderes übrig und wir müssen alles selber mitnehmen.
Gemüse vom Stefan. Viel Gemüse ♥ Und noch ein paar weitere Sachen, welche unseren Kurzurlaub kulinarisch verzaubern wird.
Ich freue mich darauf, hier zu kochen. In der Ruhe, in diesem schönen Haus, umgeben von Bergen, meditativ.
Wir haben keine grosse Auswahl, aber genug um auch etwas länger zu bleiben.
Natürlich ist auch Equipment wie Kamera und Drohne mit an Board, geht ja nicht ohne.
Aber diesmal haben wir keine grossen Ambitionen, sondern wir wollen einfach nur ein wenig von der Stadt-Hektik runter fahren und back to the roots & earth kommen.

Ich war Anfang der Woche bei ‘meinem’ Bauer Stefan und habe beim z’Mittag zubereiten geholfen. Am Nachmittag habe ich dann aus den noch verbliebenen Melonen Saft gemacht. Stefan ist an mir vorbei gedüst mit den Worten: So ein Saftladen 🙂
Es waren die Melonen welche sie zum Schluss spontan zwischen die Beerenkulturen gepflanzt haben, weil da noch etwas Platz war. Genau so stelle ich mir das vor und da helfe ich liebend gerne mit ♥
Am Abend waren schon fast alle weg und ich wollte unbedingt die noch übrigen Melonen versaften und deshalb bin ich etwas länger geblieben. Es war sehr Interessant festzustellen, dass alle Kinder die da wohnen und auch sonst irgendwie noch da waren, zu mir kamen und mir tatkräftig unter die Arme gegriffen haben.
Die Interaktion mit diesen kleinen Menschen war sehr angenehm und super spannend. Kinder packen alles sehr gern in ein Spiel ein und sie haben sich aus den grossen Melonen Helme gemacht und aus den kleineren Kugeln haben sie Schüsseln geschnitzt, um am nächsten Morgen ihr Müesli daraus zu essen. Irgendwie läuft das da alles etwas anders ab und ich schätze es sehr, dass ich ab und zu hier eintauchen darf. Diese kleinen Momente regen mich beim Denken an und sind für mich sehr hilfreich beim Verstehen. Vorallem kleine Menschen sind so ehrlich, so schön naiv und super unschuldig.

Ich merke, das Dinge und Situationen geschehen, welche ich seit einiger Zeit viel intensiver aufnehmen kann. Das heisst auch das alles viel tiefer geht. Positiv aber natürlich auch Negativ. Jedoch komme ich mit dem Negativen viel besser klar und bin um einiges entspannter und das ist mega schön so zu erfahren. Dies gibt mir eine gewisse Zufriedenheit und so möchte ich auch weiterhin und noch etwas gezielter durchs Leben gehen ♥

Kurz bevor wir von Zürich losgefahren sind, hab ich gelesen, dass ein Richter einen Freispruch für eine Klimaktivistin gemacht hat mit der Begründung: «Ich habe früher anders entschieden. Ich habe etwas länger gebraucht, um zu merken, was das Ausmass ist, dass irgendwann jeder verfolgt wird, wenn das so weitergeht. Wir sind an die Europäische Menschenrechts­konvention gebunden. Es gibt ein Mass an Behinderungen, das geduldet werden muss, damit die Meinungs­äusserungs- und die Versammlungs­freiheit gewährleistet sind. Eine halbe Stunde lang eine blockierte Brücke in Zürich zu haben, das muss man hinnehmen. Vor allem für ein derart wichtiges Anliegen.».

Wow, der blanke Wahnsinn, ich bin überwältigt und dann sagt er zum Schluss: «Lassen Sie sich nicht einschüchtern, machen Sie weiter so!».
Würde mal sagen, da ist was am gehen und wir sollten unbedingt dran bleiben und genau so weitermachen! Ich habe vor kurzem ein Zitat verwendet, das hier super gut passt und das möchte ich nochmals wiederholen: Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sie ist auf dem Weg. An einem ruhigen Tag höre ich sie schon atmen.
♥ Yeah, hörst du sie auch schon?

Ein wichtiges Thema ist natürlich die Abstimmung welche wir an diesem Wochenende in der Schweiz führen. Die Massentierhaltungsinitiative ist auf jedenfall ein sehr wichtiges Anliegen von mir. Ich habe aber leider sehr wenig dazu beigetragen, ausser das wir einen kleinen Banner bei unserer Küche aufgehängt haben, welcher in der Zwischenzeit vergilbt ist und nicht mehr lesbar was drauf steht. Und auch diese Woche nahm ich mir nicht die Zeit um auf dieses Thema einzugehen und in meinen Zeilen darüber zu schreiben. Ich will es jetzt aber trotzdem noch nachholen und bitte dich ein Ja in die Urne zu legen. Denn niemand kann dagegen sein, dass wir respektvoller mit Tieren umgehen sollten. Klar doch oder?

Sodeli, ich hatte gerade eine schwierige Nacht hier in diesem kleinen Paradis. Ich hatte sehr starke Bauchkrämpfe und die haben mich die ganze Nacht geplagt. Ich bin noch etwas dusselig, da ich alles was ich seit ich hier bin reingelassen habe, wieder rausgeben musste. Naja, vllt. war es auch etwas zu schnell, von super Hektik zur totalen Ruhe umzuschalten. Es geht mir wieder besser und ich werde nun den Tag sehr gemächlich angehen.

Ich bin eigentlich immer mehr der Ansicht, dass ich gewisse Long Covid Erscheinungen habe. In meiner 4-wöchigen Covid Krankzeit hatte ich einen Geschmacks- und Geruchsverlust und das ist immer noch nicht 100%ig zurück. Für mich war das sehr tragisch, da ich sehr viel über den Geruch und den Geschmack wahrnehme. Es sind Sinne die einfach nicht mehr funktionieren und mich dadurch sehr einschränken. Ich hatte in diesen 4 Wochen eigentlich immer Hunger und kochte auch öfters. Nur schwierig dies zu tun, da der Sinn verloren ging. Für mich hatte alles immer viel zu wenig Salz. Natürlich habe ich eine gewisse Routine im würzen und salzen von Lebensmittel, aber ich musste immer wieder Kwamina fragen, ob es so gut schmeckt. Und wie du dir vielleicht vorstellen kannst, bin ich nicht sehr gern abhängig. Dies musste ich aber in dieser Zeit einfach etwas lernen.
Weisst du, an Lebensmittel riechen, ging ebenfalls nicht mehr und ich mache in der Regel sehr viel über die Nase um herauszufinden, ob etwas noch gut ist. Nur das war einfach fast weg und ich konnte es nicht mehr beurteilen. Ich musste leider auch einiges wegwerfen, da ich nicht sicher war und keine Risiken eingehen wollte während ich Krank war.

Es gibt noch andere ‘kleinere’ Beschwerden die ich seit Covid habe. Zum Bespiel brennt sehr oft mein Mund oder/und die Zunge. Alles saure, wie auch Kohlensäure, heiss oder kalt, brennt immer. Und es hat überall immer was saures drin, oder ist heiss oder kalt. Ich versuche jedoch mit all dem umzugehen und mich so gut es geht zu schonen und meinem Körper sorge zu tragen.

Nun ja, wenn ich ehrlich bin, stellt sich manchmal das Sorge tragen etwas schwierig dar, da ich in mehreren Projekten involviert bin, wo es nicht unbedingt ums schonen vom Körper geht. Also im weitesten Sinne vielleicht schon, aber auf einer anderen Ebene.

Umso mehr tun mir diese Tage in der Ruhe und an der frischen Luft enorm gut. Ich werde jetzt mal wieder aufhören zu schreiben, ist ja wieder lang geworden heute. Und wer weiss, vielleicht melde ich mich die Tage nochmals zurück.

Bis bald und lieber Gruss aus den Bergen ♥

Gabriela

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