Der Hochstammbaum und wieso er so wichtig ist..

Der Hochstammbaum und wieso er so wichtig ist..


Liebe EinmacherInnen & RetterInnen
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.. oder so ähnlich.. 🙂
Dieses Zitat ist doch sehr passend. Ich selber stamm ja ursprünglich aus ‘Mostindien’ und der Apfel war bis jetzt ein stetiger und treuer Begleiter in meinem Leben und zudem mag ich ihn einfach sehr. Es gibt ihn in diversen Variationen, Formen, Farben und Sorten und dann gibts ja noch die unzähligen ProSpeciaRara Arten, also die alten Sorgen welche wieder neu entdeckt werden.
Über einen interessanten Bio Apfel Produzenten in Steinmaur bin ich letzthin per Zufall gestolpert und habe mich dazu entschieden, mich etwas mit der Welt des Apfel auseinander zu setzen. Oder genauer genommen, möchte ich mich mehr mit dem Thema des Hochstammapfelbaums befassen.
So haben wir kurzerhand bei den Markwalder’s einen Besuch abgestattet. Wir wurden sehr herzlich Empfangen und mit eindrücklichen Informationen bestückt. Sympathisch empfand ich, das ich im Vorfeld nichts über die Markwalder’s im Internet gefunden habe. Keinen Internet Auftritt, oder sonstiges. Nur ein kleiner Hinweis, dass der WWF vor einiger Zeit einen Arbeitstag auf dem Hof organisierte. Da ging es um Oekowiesen.
Ich verlasse mich in der Regel auf mein Bauchgefühl und ich erahnte, dass dies eine gute Sache ist. Zudem wusste ich, dass die Markwalder’s Hochstammbäume bewirtschaften und dies eher aufwendig und zeitintensiv ist.

Hochstammobstgärten unterteilen eigentlich unsere Landschaft in naturräumliche Bereiche und weisen eine grosse Zahl verschiedener Lebensräume auf. Damit gehören sie zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Obwohl bis zu 3000 verschiedene Tierarten hier beobachtet werden können, sind jedoch viele dieser Arten bedroht.
Die Kombination von locker stehenden Hochstammbäumen und artenreichem Grasland als Unterwuchs macht den Hochstammobstgarten zu einem eigenen, besonderen Lebensraum. In dieser ‘Baumsavanne’ finden sowohl Tiere des Offenlandes als auch die Bewohner lichter Wälder ihr zuhause. Sie bietet ihnen eine Vielzahl von Lebensraumelementen, die man in den modernen Niederstammanlagen vergeblich sucht.
Der Hochstammbaum verfügt über Stamm, Äste und Zweige, Blätter, Blüten und Früchte, Baumkrone, Totholz und Baumhöhlen und gibt somit eine Vielzahl von ökologischen Nischen ab. Besonders wichtig sind die Baumhöhlen als Brutplatz für Vögel.
Ein wichtiger Nahrungsplatz für viele Vogelarten ist das Grünland unter den Bäumen, auf welchen sich jeweils Wiesen und Weiden mit artenreicher Blumenvielfalt zu einer grossen Insektenfauna entwickelt.
Einen Nahrungsraum für viele Arten welche Insekten im Flug jagen, bietet der Luftraum zwischen den Bäumen im aufgelockerten Baumbestand. In Obstgärten befinden sich oft noch weitere Strukturen wie Hecken, Gräben, Trockenmauern, Asthaufen oder unbefestigte Wege, welche die Vielfalt an Strukturmöglichkeiten noch mehr erhöhen.

Also soviel mal zur Theorie. Wir wollten es von den Markwalder’s aber noch etwas genauer wissen. Beziehungsweise wollten wir in Erfahrung bringen, was den ihr Hintergrund und ihre Motivation ist, so viel Zeit und Schweiss da reinzustecken.
So ein Job ist sehr zeitintensiv und damit wir da eine Relation davon bekommen, hatten die Markwalder’s seit Mai bis jetzt an 2 Wochenenden frei. Wobei das Wochenende jeweils nur den Sonntag beinhaltet.

Der Roger ist auf dem Hof aufgewachsen und hat vor 25 Jahren seinen Vater genötigt und dann die ersten Hochstammbäume selber gepflanzt. Vor 20 Jahren hat er dann den Hof übernommen und inzwischen pflegt und hegt er mit seiner Frau Sarah mehr als 60 Apfelsorten, aber auch Kirschen, Zwetschgen und Birnen. Sie generieren mit ihrer Arbeit einen Lebensraum für Natur, Mensch und Tier, sagt er selber zu seinem Engagement. Sie seien manchmal etwas stur, aber von ihrer Art und Weise überzeugt. Jedoch müssen auch sie wirtschaftlich bleiben und haben nach einigen Jahren von Misserträgen, nebenbei noch auf ein sicheres Standbein, einer Niederstammbaum Plantage gesetzt. Der Markt ist knallhart und im Herbst muss man einfach Liefern können. Dazu kommt dass Hochstammbäume alternierend sind, dh. sie tragen nur alle 2 Jahre Obst.

So ein Hochstamm-Apfelbaum braucht viel Pflege, Liebe und Wissen. Früchte tragen tut er dann erst nach etwa 10 bis 15 Jahren. Der Apfel ist ein sogenannter Fremdbefruchter und man verwendet einen Wurzelstock, also einen guten Stammbildner und oben drauf macht man die 1 jährigen Fruchtäste von der Sorte welche man schlussendlich haben will. Die Fruchtäste werden mit dem Stamm kombiniert und verwachsen mit der Zeit zusammen. Dieses Vorgehen bezeichnet man als Veredelung und die Markwalder’s sind darauf bedacht, dass man die Blüten in der Anfangszeit wegschneidet, sodass der Baum die Energie nutzt um erstmals an Volumen zuzulegen.

Wie wir gerade erfahren haben, ist es auch sehr wichtig was unterhalb vom Baum passiert. Die Markwalder’s verwenden das Gras damit sie Heu für ihre Pferde herstellen können. Ihre Oekowiese wird nicht gedüngt, dh. nur gerade unterhalb der Bäume düngen sie einmal im Jahr mit Champignon-Kompost und ansonsten mit Pferdemist.
Ihre Oekowiese weisst eine Qualitätsstufe 2 auf und sie achten darauf, dass das Grass gestaffelt gemäht wird, damit die Insekten ‘zügeln’ können. Sie mähen mit einem Balkenmäher, welcher über 1 Messer verfügt und welches über den Boden fährt und schneidet. Also nicht wie mit einem Mähwerkt bei welchem gleich alles verquetscht wird. Dann würden nämlich die Lebewesen nicht überleben können. Dieses gestaffelte Mähen ist schlussendlich auch wieder wichtig für die Vögel, damit auch sie immer etwas zu fressen und jagen finden.

Die Klimaerwärmung ist auch bei den Markwalder’s angekommen. Im Winter 2013 gab es mit dem vielen Schnee, der überaus hohen Sonneneinstrahlung und durch die Reflexion vom Schnee einen Sonnenbrand an einigen duzend Bäumen, welcher sogar die Stämme gesprengt hat. Dies war ein riesiger Aufwand und Stress für die Bäume selber aber auch für die Markwalder’s. In Zukunft werden die Markwalder’s auf robustere Stammbildner setzen, welche besser mit dieser Situation klar kommen.

Roger und Sarah unterhalten und pflegen auch ihre eigenen Wildbienen. Allen voran die Gehörnte Mauerbiene, welche sich auf die Kirschenblüte spezialisiert hat. Ihre Nester werden jeden Winter gereinigt und geputzt und die Bienen werden bei 2° im Kühlschrank überwintert. Jeweils im Frühling werden sie wieder in ihre Nester gesetzt und der Kreislauf beginnt von neuem. Diese Bienenart produziert keinen Honig, sondern füttert ihre Larven mit Blütenpollen. Also alles vegan auf diesem Hof. I like ♥

Die beiden sind auch sehr stark, wenn es um frischen Apfelsaft geht. Sie haben da ihre eigene Mischung und Technik entwickelt und jedes Jahr innerhalb von 6 Wochen stellen sie jeweils am Montag ihren eigenen Apfelsaft her. Ich hab den Saft noch nicht probiert, bin aber davon überzeugt, das er exellent ist.

Alles in Allem, eine tolle Sache welche sich auf jedenfall lohnt zu unterstützen. Einerseits sind diese Äpfel wirklich super schmackhaft und ich weiss von was ich hier spreche und andererseits ist diese Art von Bewirtschaftung und Denkensweise vorbildlich, nachhaltig und zukunftsweisend – Klimatechnisch FUTURE PROOF sozusagen.

Wir dürfen die mittlerweilen 9 Apfelsorten, Baumnüsse und den frischen Apfelsaft bei den Markwalder’s beziehen und du kannst dir deine Apfelration ab jetzt per mail@einmach.ch bestellen. Oder in unserem Online-Shop reservieren. Alle unten aufgeführten Äpfel bekommst du für 5.50 Fr. / Kilo und den frischen Apfelsaft für 4 Fr. in der 1.5 Liter Pet-Flasche. Die Baumnüsse sind 9 Fr. aufs Kilo.
Die Abholung ist für den PUR Markt am 24. Oktober 2020 auf der Guggach Brache von 11 bis 23 Uhr vorgesehen.

Die Tafeläpfel

Liberty
Eigenschaft: saftig, fein säuerlich
Herkunft: USA
Entstehung: Mehrfachkreuzung aus dem Jahr 1955

Reanda
Eigenschaft: fest, mittelfein, saftig, markant säuerlich, dezent aromatisch
Herkunft: Gezüchtet durch das Institut für Obstforschung Dresden-Pilllnitz
Entstehung: Kreuzung von Clivia und Malus Floribunda.

Topaz
Eigenschaft: knackig, saftig und aromatisch, bei mittlerer bis ausgeprägter Süsse und Säure
Herkunft: Tschechien, Strizovice
Entstehung: Kreuzung von Rubin x Vanda

Opal
Eigenschaft: knackig, saftig, harmonisch süss bei mittlerer Säure. Dezentes Aroma. Ähnlichkeit mit Golden Delicious
Herkunft: Tschechien, Prag
Entstehung: Kreuzung von Golden Delicious x Topaz

Bonita
Eigenschaft: aromatisch mit betonter Fruchtsäure, saftig und knackig im Biss
Herkunft: Tschechien, Strizovice
Entstehung: Kreuzung von Topaz x Cripps Pink

Empire
Eigenschaft: fest, knackig, saftig, süsslich und parfümiert
Herkunft: USA, Geneva
Entstehung: 1945 aus einer Kreuzung von McIntosh x Red Delicious

Glockenapfel
Eigenschaft: fest, knackig, saftig, säuerlich und dezent gewürzt
Herkunft: Deutschland
Entstehung: Zufallssämling, sehr alte Sorte. Soll von der Niederelbe stammen

Die Tafel- und Backäpfel

Boskoop
Eigenschaft: säurebetonter Apfel für Liebhaber, lange haltbar, beliebter Kuchenapfel
Herkunft: Zufallssämling, 1856 in Boskoop/Niederlande gefunden
Entstehung: Eventuell „Reinette de Montfort“

Jaques Lebel
Eigenschaft: saftig, süsssauer und mit dezentem Aroma
Herkunft: Frankreich, Amiens
Entstehung: Gezüchtet um 1825 von Jacques Lebel


Und damit du dir selber ein Bild machen kannst und weisst wovon ich rede, folgt bald eine tolle Drohnenfahrt meines Partners durch den wunderschönen Obstgarten.

Süss-Saure Grüsse von der Apfelfront 
Gabriela

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